9. November 2021: Setzt ein Zeichen gegen rechte Hetze, Rassismus, Ausgrenzung

#gröpelliebe #unteilbar #gröpelingen

Gröpelingen erinnert an die Reichspogromnacht vor 83 Jahren

17 Uhr, Treffpunkt am ehemaligen Jüdischen Altenheim, Gröpelinger Heerstraße 167

Gedenken an die Verschleppung der Bewohner:innen des jüdischen Altenheims vor 83 Jahren

Es sprechen:

Barbara Wulff, Sprecherin des Beirates Gröpelingen

Bernd Brejla, VVN Bremen

Lutz Liffers, Kultur Vor Ort e.V.

 

18 Uhr, Treffpunkt Stolpersteine, Überall in Gröpelingen

Nachbarschaften treffen sich an den 30 Gröpelinger Stolpersteinen, reinigen die Gedenksteine, legen Blumen nieder, zünden Kerzen an und suchen das Gespräch mit Nachbar:innen. Es gibt keine zentrale Organisation: Nachbarschaften organisieren sich gemeinsam selbst und schaffen Zeit für Gespräche und Diskussionen gegen Hass und Rassismus.

Bitte mailt Fotos an info@kultur-vor-ort.com oder postet Fotos #gröpelliebe #unteilbar #gröpelingen

 

Im Alltag über die Geschichte stolpern

30 Stolpersteine an 23 Orten erinnern in Gröpelingen an von den Nationalsozialisten ermordeten Nachbarn. Stolpersteine sind kleine Messingplatten, die auf den Gehsteigen vor den Wohnhäusern zur Erinnerung an die Ermordeten eingelassen wurden. Bitte die Messingoberfläche nur mit weichen Lappen und etwas Messingputzmittel reinigen.

Einen Überblick über die Standorte und Hintergrundinformationen zu den Namen finden Sie hier: www.stolpersteine-bremen.de

 

 

Die Welt schaut weg

Im Juli 1938 berieten auf der Konferenz von Évian Vertreter von 32 Staaten über die dramatisch ansteigende Anzahl von jüdischen Flüchtlingen aus Österreich und Deutschland. Kein Staat außer die Dominikanische Republik erklärte sich damals bereit, zusätzlich Jüdinnen und Juden aufzunehmen und sie vor Verfolgung durch Nazi-Deutschland zu schützen.

Das NS-Regime schlachtete das Scheitern der Konferenz für seine antisemitische Propaganda aus und Reichspropagandaminister Goebbels verhöhnte die demokratischen Staaten, die nicht Willens waren das Flüchtlingselend zu stoppen. Er konnte sich fortan sicher sein, dass die NS-Regierung freie Hand haben werde mit ihrer Politik des Terrors.

Wenige Wochen nach der Konferenz von Évian begann mit der Reichspogromnacht eine neue Phase der gewalttätigen Verfolgung der deutschen und später europäischen Juden. Überall im Deutschen Reich wurden Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte geplündert und Jüdinnen und Juden ermordet oder verschleppt.

 

Terror in Bremen

In Bremen wütete die SA besonders brutal und tötete fünf jüdische Bremer. Der damalige Bremer Bürgermeister Böhmcker (NSDAP) hatte persönlich den Terror angeordnet: „Sämtliche jüdische Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören. Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische Symbole sind sicherzustellen. […] Die Polizei darf nicht eingreifen. Sämtliche Juden sind zu entwaffnen. Bei Widerstand sofort über den Haufen schießen.“

Während im Schnoor die Synagoge brannte, überfielen SA Leute das jüdische Altenheim in Gröpelingen und verschleppten die Bewohner:innen.

„Auf den Straßen waren Leute, viele haben sich einfach weggedreht und haben gar nichts gesagt. Einige Leute haben ‚Judenschweine‘ gesagt und haben gespuckt …“ (Charlotte Levi)

 

Erinnern für die Gegenwart

Geschichte wiederholt sich nicht. Gesellschaftliche Ausgrenzung, rassistische Gewalt, Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen oder Antisemitismus äußern und organisieren sich heute anders als vor 83 Jahren. Aber in der Geschichte erkennen wir politische Rahmenbedingungen, Machtinteressen und Verhaltensweisen, die den faschistischen Terror und den darauf aufbauenden Krieg damals ermöglichten. Wir halten die Erinnerungen wach, um die historischen Ereignisse zu analysieren, zu untersuchen. Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ersetzt nicht den Kampf gegen aktuellen neofaschistischen und rechtspopulistischen Rassismus und Antisemitismus. Aber für diesen Kampf benötigen wir die Rückversicherung in der Geschichte.