Besuch vom Landesbehindertenbeauftragten Arne Frankenstein und Anthrin Simon

Besuch vom Landesbehindertenbeauftragten Arne Frankenstein

 

Rollis für Rollis Gruppe und Barrierefreiheit im Quartier – Begehung mit Arne Frankenstein

 

Am Mittwoch, den 31. Mai, besuchte der Landesbehindertenbeauftragte Jetzt Hier Quartiersentwicklung. Das Treffen hat die Grünen Abgeordneten Sahhanim Görgü-Philipp arrangiert. Sie war vor einigen Wochen zusammen mit einigen Kolleg:innen zu Besuch bei der Jetzt Hier Quartiersentwicklung in der Überseestadt. Ein Thema im Austausch: Barrierefreiheit im Quartier. Frau Görgü-Philipp hatte daraufhin die Idee zu einer gemeinsamen Begehung mit dem Landesbehindertenbeauftragen Arne Frankenstein.

Wie passend, dass sich in der Zwischenzeit die Gruppe „Rollis für Rollis“ bereits etabliert und sich mehrmals getroffen hat. Jeden zweiten Mittwoch um 17.30 Uhr treffen sich bei Jetzt Hier rollstuhlfahrende Menschen zusammen mit Projektleiterin Svenja Weber, um verschiedene Themen gemeinsam zu bearbeiten.

Neben der Unterstützung bei verschiedenen Themen zur Selbsthilfe geht es auch um Freizeitgestaltung und vor allem um die Barrierefreiheit im Quartier. Bei der Begehung mit Arne Frankenstein und Anthrin Simon, der Parlamentsreferentin der Grünen, wurden einige problematische Punkte im Quartier von der Gruppe diskutiert und aufgezeigt.

 

Öffentlicher Nahverkehr

Neben dem allgemeinen Problem, dass die Überseestadt nicht gut angebunden ist, haben Rollstuhlfahrende Schwierigkeiten, da nur wenige Busfahrer:innen in der Lage sind, die Haltestellen so anzufahren, dass ein barrierefreier Einstieg möglich ist. Obwohl die Bürgersteige nach neuesten Standards umgebaut wurden, scheint es Schulungsbedarf bei den Busfahrer:innen zu geben.

Der Einstieg in den Bus, in dem in der Regel nur ein Rollstuhl (manchmal auch zwei) zugelassen ist, ist häufig nicht möglich. Das führt dazu, dass die Rollstuhlfahrenden weitere 20 Minuten auf den nächsten Bus Richtung Innenstadt oder Bahnhof warten muss. In der Überseestadt ist die Linie 26 die „direkteste“ Verbindung zur Innenstadt.

 

Sind Busse überfüllt, ist kein barrierefreier Einstieg möglich oder sonstige
Schwierigkeiten rund um Bus und Bahn, sollte das immer wieder gemeldet werden. Nur wenn Meldungen an den zuständigen Stellen erfasst werden, können sie als Probleme erkannt und gelöst werden. Das ist häufig mit etwas Zeit und Aufwand verbunden, aber es ist notwendig, damit Schwierigkeiten überhaupt als solche erkannt werden. Die zuständigen Stellen sind auf Eure Informationen angewiesen, um sie zu bearbeiten! 
https://www.bsag.de/service/beratung/anregung-und-kritik/kontaktformular.html

 

Weserfähre/Anleger Molenturm

Eine Überfahrt mit der Fähre „Pusdorp“ zum Lankenauer Höft und zur Waterfront ist für Rollstuhlfahrende aus der Überseestadt nicht möglich. Obwohl der Anleger Molenturm vor einigen Jahren renoviert wurde, ist er nicht rollstuhlgerecht zugänglich. Die Anleger Pier 2, Lankenauer Höft und Landmarktower hingegen sind für Rollstuhlfahrende befahrbar. Es wäre eine Idee, den Anleger am Landmarktower zu bestimmten Zeiten anzufahren, sodass Rollstuhlfahrende alle Stadtteile mit der Fähre erreichen können.

 

 

 

Übergänge

In der Überseestadt, zumindest ab der Überseewiese bis zum Waller Sand, gibt es (noch) keine Überwege für Fußgänger:innen – weder Zebrastreifen noch Ampeln. Selbst rund um den vielbesuchten Skatepark, wo täglich etliche Kinder und Jugendliche spielen, gibt es keine sicheren Fußgängerüberwege. Darüber hinaus ist, abgesehen von einem Abschnitt auf dem Kommodore-Johnsen-Boulevard zwischen der Ehrenfelsstraße und der Sachsensteinstraße (hier gilt Tempo 30) Richtung Waller Sand, Tempo 50 km/h erlaubt. Das autofreundliche Quartier erschwert nicht nur Menschen im Rollstuhl und anderen Menschen mit Behinderungen das Überqueren der Straßen, sondern allen Bewohner:innen im Quartier.
Für Sehbehinderte ist die Überseestadt mit Bodenmarkierungen sehr gut begehbar. Das Problem der sicheren Überquerung von Straßen bleibt jedoch auch hier bestehen. Hier stellen E-Autos noch eine weitere Hürde dar.

Auch hier gilt: Meldung machen. Wer Falschparker und Poser erwischt, kann das unbedingt der Verkehrsüberwachung melden. Idealerweise mit Bild (!) für gezielte Ansprachen – diese Infos gehen an die E-Mail Adresse: verkehrsueberwachung@ordnungsamt.bremen.de
Aber auch die Meldungen dazu, an welchen Tagen und um welche Zeiten die Poser
unterwegs sind und lärmen soll dort gemeldet werden.

 

Bordsteine

Die meisten Bordsteine sind gut abgesenkt, allerdings wundern sich Rollstuhlfahrende trotzdem, dass in einem Neubaugebiet immer noch viele Bordsteine nicht einfach befahrbar sind. Je nach Rollstuhl steht man auch hier an vielen Ecken vor einem Hindernis.

 

Wohnen

Die Vergabe von Rollstuhl-Wohnungen im Losverfahren wird von Rollstuhlfahrenden als fragwürdig angesehen. Bei Fragen rund um das Thema Wohnen wird die Gewoba beim übernächsten Rollstuhltreff am Mittwoch, den 28. Juni um 17.30 Uhr anwesend sein.

 

Waller Sand

Der Waller Sand ist mittlerweile sehr gut für Rollstuhlfahrende erreichbar. Durch die Holzwege können Rollstuhlfahrer:innen die Uferpromenade problemlos erreichen. Zu Beginn des Jahres hatten sich einige Rollstuhlfahrende und auch Mütter gewundert, warum ein Verbindungsstück zum Ufer fehlte. Die mobilen Holzbohlenwege werden zu Beginn der Sturmflutzeit von bremenports entfernt und am Ende wieder installiert – seit einigen Tagen sind die Wege wieder für alle zugänglich.

 

Herr Frankenstein und Frau Simon werden sich zu den Themen nochmals erkundigen und nehmen die Schwierigkeiten zur Kenntnis. Ein nächster Termin ist vorgesehen. Herr Frankenstein möchte im persönlichen Austausch mit der Gruppe bleiben. Bei einem weiteren Treffen in Zukunft sollen Lösungen, Fortschritte oder neue Probleme besprochen werden.