Eike Hemmer mit Eltern und Geschwistern im Jahre 1943

Karin Wetterau: 68 – Täterkinder und Rebellen. Familienroman einer Revolte

Autorenlesung: Karin Wetterau Dienstag, 5. September 2017, in der Stadtbibliothek Bremen, Am Wall 201 (Wall-Saal), 19.00 Uhr.

1968 steht als Chiffre für eine Jugendrevolte, deren Deutung auch in der Gegenwart noch zu erbitterten Kontroversen unter Historikern führt. Sie zeigt einen kulturellen Bruch mit der Erwachsenenwelt an, der Lebensformen und Sexualmoral, Erziehungsstile, Werthaltungen und kulturelle Ausdrucksformen veränderte.

Neben vielen anderen Motiven für die Rebellion war es die Erschütterung angesichts der Kriegsverbrechen der USA gegen das vietnamesische Volk. Sie brachten seit 1967 Tausende auf die Straßen. Im Jahr 1968 wurde der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, Robert Kennedy und der Vorkämpfer der schwarzen Emanzipationsbewegung, Martin Luther King ermordet. Diese Ereignisse brachten das Bild der demokratisch verfassten westlichen Vormacht ins Wanken. Der damalige Aktivist und heutige EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit schreibt: „Paris, Berlin, Frankfurt, New York, Berkeley, Rom, Prag, Rio, Mexico City, Warschau – das waren die Stätten einer Revolte, die um den gesamten Erdball ging, und Herzen und Träume einer ganzen Generation eroberte. Das Jahr 1968 war, im wahrsten Sinne des Wortes, internationalistisch.“

In Deutschland beförderte die Rebellion die Auseinandersetzung mit dem nach 1945 verdrängten „Erbe“ des Nationalsozialismus, vielfach auch in den Familien.

In ihrem Buch „68 – Täterkinder und Rebellen. Familienroman einer Revolte“ spürt Karin Wetterau den Triebkräften der rebellischen Generation nach, die in der Revolte die Hypothek der NS-Vergangenheit abzutragen versuchte. Dazu führte sie Gespräche mit beteiligten InitiatorInnen und AkteurInnen der 68-Bewegung. Zu den für das Buch Interviewten zählen:

Helke Sander, Susanne Schunter-Kleemann, Tilman Fichter, Klaus Hartung, Eike Hemmer, Peter Rambausek, Christian Semler, Rüdiger Safranski u.a.

Karin Wetterau liest aus ihrem Buch am Dienstag, 5. September 2017, in der Stadtbibliothek Bremen, Am Wall 201 (Wall-Saal), 19.00 Uhr.

Im Anschluss Gespräch mit der Autorin, zwei in Bremen lebenden AktivistInnen von 1968, Susanne Schunter-Kleemann und Eike Hemmer, Gründungsmitglied von Kultur Vor Ort e.V. und dem Historiker Karl Heinz Roth. Moderation: Henning Bleyl.

In Kooperation mit: Stadtbibliothek Bremen, Heinrich Böll Stiftung Bremen, Bremer Literaturkontor, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bremen, Buchhandlung Leuwer.

Links:

Dossier, Die 68er Bewegung, Bundeszentrale für politische Bildung

Ein emanzipatorischer Aufbruch, Interview mit Karin Wetterau. Neue Westfälische Gütersloh.pdf NW_21.03_Seite 30. Bundeszentrale für politische Bildung