Ergebnisse „Qualitative Befragung in der Überseestadt“ durch die HSB

Kultur Vor Ort e.V. ist seit Januar 2022 mit dem Projekt „Jetzt Hier Quartiersentwicklung“ in der Überseestadt. Im Auftrag der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport werden im Rahmen des Projektes die Bedarfe und Themen der entstehenden Nachbarschaft erfasst und gemeinsam mit Nachbar:innen Angebote und Formate erprobt, die die soziale Infrastruktur verbessern und das nachbarschaftliche Miteinander im Quartier stärken sollen.

Wir freuen uns, dass Studierende der HSB vom Studiengang „Soziale Arbeit“ im Quartier unterwegs waren, um eine aktivierende Befragung in der Überseestadt durchzuführen. Zu Beginn des letzten Semesters, Anfang Oktober, haben wir mit den Studierenden eine Begehung im Quartier gemacht, um sie in die Entstehung und Entwicklung der Überseestadt einzuführen sowie über aktuelle Zahlen und Themen zu informieren.  Begleitet wurde die Befragung durch Prof. Dr. Anette Harth und LB Sophie Schleinitz.

Mit der Methode der Haustür-Befragung sind die Studierenden in den direkten Austausch mit der Nachbarschaft getreten, um in Erfahrung zu bringen, ob sich die Bewohner:innen in der Überseestadt wohlfühlen, ob es Probleme gibt und wenn ja, welche. Was die Bewohner:innen gerne verbessern würden und wie es ihnen im Quartier geht. Insgesamt waren 9 Gruppen, á 3-5 Studierenden im Quartier unterwegs, um an insgesamt ca. 550 Haustüren zu klingen. Insgesamt wurde an 580 Klingeln geklingelt. Schlussendlich konnten 133 Gespräche
geführt werden.

Die Ergebnisse der qualitativen Befragung wurden den Nachbar:innen, Beiratsmitgliedern und anderen interessierten Akteur:innen am 14. Februar in der Blauen Manege vorgestellt.

 

Es wurde in folgenden Bereichen befragt:

Markuskaje, Hafenpassage, Kommodore-Johnson-Boulevard, Schwabenbeinstraße, Sachsenstraße,
Kommodore-Ziegenbein-Allee, Herzogin-Cecilien Allee, Gutenfelsstraße, Ehrenfelsstraße,
Blauhaus.

Im Folgenden sind alle Punkte, die von den Studierenden nach den Gesprächen mitgeschrieben
wurden, notiert. Die Ergebnisse sind in 2 Bereiche aufgeteilt:

 

Ergebnisteil I: Markuskaje / Hafenpassage
Ergebnisteil II: Überseepark bis Waller Sand

 

Ergebnisse Markuskaje / Hafenpassage

In diesem Bereich haben 3 Studierendengruppen Gespräche durchgeführt. Zur besseren Einordnung
haben wir folgende Einteilung vorgenommen:
Thema wurde in allen 3 Befragungsgruppen genannt
Thema wurde in 2 Befragungsgruppen genannt
Thema wurde nur in einer Befragungsgruppe genannt

 

Anzahl Befragte / Gespräche
53

 

Wer wurde befragt?
Junge Familien mit Kindern, Singles, Kind (9 Jahre alt), Rentner*innen, Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund, Menschen mit Beeinträchtigung (Rollstuhl), vereinzelt junge Erwachsene
und Senior*innen

 

Positiv – das gefällt an der Überseestadt

Überseepark (Skatepark)

Einkaufsmöglichkeiten vorhanden
gute Anbindung an Bremer Innenstadt + Bremen Nord
neue + moderne Gebäude / Wohnungen
Ruhe

Sauberkeit
Sportmöglichkeiten
Zentral
Schulen in der Nähe
Überseewiese als Spielmöglichkeit
Überseekirche
Weserpromenade
Waller Sand
freundliche Nachbar*innen
ruhige Atmosphäre
maritimes Flair
Möglichkeiten für Spaziergänge
Hausmeister kümmert sich
Wassernähe
viele verschiedene Kulturen
Wohnraum für Alle

 

Negativ – das gefällt nicht an der Überseestadt

 

zu wenig Grünflächen
wenige Spielplätze
zu wenig Einkaufsmöglichkeiten
keine Apotheken
gefährliche Verkehrslage, Auto-Raser / Auto-Poser

keine direkte Straßenbahnanbindung, weiter Weg zur nächsten Haltestelle
nur Busverbindungen (ohne Nachtlinie)
häufige Verspätungen und Ausfälle im ÖPNV
Auto für Arbeitswege nötig (kein ÖPNV zu notwendigen Zeiten, lange Fahrzeiten)
keine Ärzte (z.B. Kinderärzt*innen)
wenig Möglichkeiten für Hunderunden / keine Hundewiese
Lärm- und Schmutzbelästigung
Ratten und Mäuse durch Baustellen (in Wohngebäuden, Balkone Treppenhäuser)
zu wenig (kostenfreie) Parkplätze (Tiefgarage teuer)

keine Sitzbänke
fehlende E-Ladesäulen
keine Drogerien
fehlendes Ampelsystem
nicht barrierefrei
Privatschule weit entfernt
weite Wege
Überseestadt wenig lebendig als Stadtteil
beschmierte Wände im Flur
Fahrstuhl häufig defekt (Reparatur dauert lange)
Probleme mit starken Gerüchen (Kochgewohnheiten)
fehlende / falsche Mülltrennung
hohe Mietpreise
kalt zugig
viele Baustellen
Betonbauten
Müllentsorgung
wenig / unpassende Gastro
keine Freizis
keine Unterhaltung für Jugendliche
Hafenpassage „Ghetto“
Arm und reich klar getrennt
kein Zusammenhalt unter den Nachbarn

 

Veränderungswünsche

Verkehrssystem (ÖPNV)
Umgebung (mehr Natur und mehr Grün)
Ausbau des öffentlichen Raumes / Begegnungsmöglichkeiten
Schule in der Mitte der Überseestadt
mehr Kulturangebote
Stadtteil lebendiger werden lassen (z.B. durch Restaurants und Kneipen)
Baustellen schneller fertigstellen
mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen
mehr Ärzt*innen
Apotheke vor Ort
Whatsapp-Gruppen zur Vernetzung der Nachbarschaft

 

Was Befragten mitmachen würden

Teilnahme an Abstimmungen
Unterstützen von Initiativen aber nur, wenn nicht mitgewirkt werden muss
im Ganzen eher geringe Bereitschaft mitzuwirken
viele würden nicht aktiv werden
viele zeigen Interesse

 

Ergebnisse Überseepark bis Waller Sand

In diesem Bereich haben 6 Studierendengruppen Gespräche durchgeführt. Zur besseren Einordnung
der Ergebnisse haben wir folgende Einteilung vorgenommen:
Das Thema wurde in mindestens 4 bis 6 Befragungsgruppen angesprochen.
Das Thema wurde in 2 oder 3 Befragungsgruppen angesprochen.
Das Thema wurde in nur 1 Befragungsgruppe angesprochen.

 

Anzahl Befragte
80

 

Wer wurde befragt?
Junge Menschen, Paare ohne Kinder, Senioren, Single, Personen mittleren Alters, beeinträchtigte
Menschen, Familien mit Kindern, Geschäfte, mit und ohne Migrationshintergrund,

 

Positiv – das gefällt gut an der Überseestadt

 

Ruhe

Weser
Promenade schön
Überseepark /Skaterpark
neu und modern
Treffs von Svenja Weber (Kindertreffpunkt, Müttertreff)
Rewe nah und gut

Grünflächen
Möglichkeiten mit Hund spazieren zu gehen
Waller Strand
Blaue Karawane und deren Angebote
barrierefreie Wohnungen
helle Wohnungen
gut geschnittene Wohnungen
günstige Mieten
keine Straßenbahn und dadurch Ruhe
Quartiersmanagement
Nähe zur Innenstadt / Bahnhof
Bushaltestelle direkt vor der Tür
Restaurants gut
Cafes gut
nette, ruhige Nachbarschaft
Privatsphäre
Tierarzt
Überseekirche
Treffpunkte
Architektur

 

Negativ – das gefällt nicht gut an der Überseestadt

ärztlich Versorgung fehlt (diese Thematik wurde in allen Gruppen benannt!)
keine Apotheken
fehlende Renaturierung, Grün fehlt
ÖPNV schlecht (zu wenig Busse, Busse fallen aus, nachts keine Busse, Straßenbahn zu weit weg
Müllentsorgung (Müll wird liegengelassen, von „Familien“, „Geflüchteten“, wird zu unregelmäßig
abgeholt, fehlende Hundekot-Mülleimer)
Einkaufsmöglichkeiten (Rewe nur temporär, Aldi zu weit weg, Einzelhandel fehlt, kein Biomarkt)

zu anonym (man kennt sich kaum, jeder bleibt für sich, fehlende soziale Kontakte, hohre
Fluktuation, viele Umzüge)
fehlende Bepflanzung, wenig ökologisch
viel zugebaut
Bebauung kalt gestaltet, kein Charme
Sauberkeit verbesserungswürdig, zu viel Müll
Anbindung zum Bahnhof schlecht
Autoposer, Raser
unfertig
Drogerie fehlt
keine (kostengünstige) Alternative zu Rewe
Nicht funktionierende Heizung
Restaurants / Cafes teuer
Zunehmende Unruhe, vor allem Abends, Menschen ziehen deswegen wieder weg

keine alternativen Mediziner
Strand betoniert
manche Menschen arrogant / hochnäsig
wenig Laufkundschaft
allg. Infrastruktur
wenige Parkplätze (Parkhäuser zu teuer)
Feuerwehr kommt nicht rein (Poller blockieren)
Tiefgaragen anonymisieren Geschehen
unlebendig
Kameras mussten installiert werden („aufgrund Geflüchteter“)
Fahrräder werden geklaut
Reifen durchstochen
fehlende Sicherheit
Grünflächen bei Zelten schmutzig
Wassertemperatur instabil, dauert lang
Schlechter Wlan-Empfang
laute Bauarbeiten
Mieter bezahlen noch nicht Fernwärme – Angst vor hoher Nebenkostenabrechnung
Unzufriedenheit mit Vermieter
Auf 2 Jahre befristeter Mietvertrag
Postboten müssen immer klingeln, da Briefkästen im Haus
Waterfront fehlt
kein Babyschwimmen aufgrund der Energiekrise
Schlachte-Niveau
Spielgeräte für Kinder zu weit voneinander entfernt
Wenig Berührungspunkte mit Geflüchteten
zu viel Gewerbe, zu leer
Langweilig, zu wenig Kultur

 

Veränderungswünsche

Wassertaxi, Fähre wieder aktivieren
bessere Taktung Busse
Verkehr auflockern
Einführung autonomer Bus per App
entfernen der Geschwindigkeitsbegrenzung und stattdessen rechts vor links
30er Zone
verkehrsberuhigter Bereich
mehr Mülleimer, Hundekotbeutel
Abstellplätze für Fahrräder
mehr und bessere Informationen
Polizei soll sich mehr kümmern
Gemüsemarkt
mit den Geschäften vor Ort zusammen arbeiten
freien Platz vor der blauen Manege nutzen
mehr Grün, mehr Bepflanzung, mehr Bäume,
Freizeitmöglichkeiten weiter ausbauen
Solarpanels auf Dächer

 

Was würden Bewohner*innen mitmachen?
Einige Befragte sind schon vernetzt (real und über social media), um über Veränderungen und
Veranstaltungen zu reden. Andere waren zurückhaltend beim Thema Mitmachen

 

 

Auch Buten un Binnen hat zu den Ergebnissen berichtet: So zufrieden sind die Bewohner:innen mit ihrem Stadtteil:

https://www.butenunbinnen.de/videos/lebenszufriedenheit-ueberseestadt-lebenswert-100.html

 

Das Projekt wird gefördert durch die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport.